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Die Grünen

Ich traute meinen Augen nicht, als ich aufgewacht bin. Da hing sie wieder: Klimaschützerin Kirsten Kappert-Gonther, die Spitzenkandidatin der Grünen für den Bundestag, am Laternenpfeiler vor meinem Haus. Noch vor dem Kaffee und im Bademantel schlich ich auf die Straße und stand der Dame in Jeansjacke gegenüber. Ich schaute umher, kein Grünen-Plakat nirgendwo in ganz Arbergen – noch immer nicht. Nur dieses eine. Das an meinem Laternenpfahl. Sie hat also wirklich Ernst gemacht!
Die Grünen, so dachte ich, seien humorlos, besserwisserisch, ein bisschen kratzbürstig – diese Aktion aber war nun wirklich lustig! Auch wenn die Kappert-Gonther da so ganz allein in Arbergen stand wie ein verlorener römischer Soldat im Dorf von Asterix – oder wie Asterix in Rom?
Und was sollte ich nun tun? Mich jeden Morgen an dieser kleinen Aufmerksamkeit erfreuen? Mich am Arberger Grünen-Feigenblatt ergötzen? Eventuell erwägen die Grünen zu wählen – oder mindestens – per Erststimme – ihre Bremer Spitzenkandidatin? Sicher, ein bisschen geschmeichelt hat mir das alles schon. Aber Demokratie bedeutet ja auch, die Auswahl zu haben. Und Arbergen gehört nun einmal nicht zu den heiß umkämpften Gegenden des Bremer Wahlkampfes.
Auf Facebook habe ich das Foto gepostet und andere Parteien eingeladen, um die unentschlossenen Wähler wie mich zu buhlen – ihnen ihre Angebote an meine Laterne zu hängen. Eine kleine Stichelei eigentlich nur. Ohne zu ahnen, was dann passieren sollte.
Vielleicht hat Kirsten Kappert-Gonther vorhergesehen, was passieren würde. Zunächst aber genoss sie noch einige Tage das Alleinsein an meinem einsamen Laternenpfeiler. Und mir kamen erste Zweifel: Klar, ich bin ein Journalist, privilegiert – alles nur Manipulation? Nein, eher nicht, eher eine kreative grüne Aufforderung, selber tätig zu werden. Also gut! 
Ich nannte meine Laterne #demokratieanderlaterne und wartete, ob andere Parteien sich herausgefordert fühlen, zu reagieren. Was dann passierte – davon handelt dieser Blog.

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Fünf Euro für die Demokratie

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